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Foto: Bundesarchiv |
Er wagte, Lehren aus dem 1. Weltkrieg zu ziehen
Der Schriftsteller und Herausgeber der 'Weltbühne',
Carl von Ossietzky, wird von den Nazis verhaftet und in Berlin-Spandau interniert, danach erfolgt die Überführung in das KZ Sonnenburg, später KZ Esterwegen im Emsland. Im Herbst 1935 besuchte der Schweizer Diplomat Carl Jacob Burckhardt das KZ Esterwegen. Dabei gelang es ihm, auch Ossietzky zu treffen, den er anschließend als ein „zitterndes, totenblasses Etwas, ein Wesen, das gefühllos zu sein schien, ein Auge verschwollen, die Zähne anscheinend eingeschlagen“ beschrieb. Ossietzky sagte zu Burckhardt: „Danke, sagen Sie den Freunden, ich sei am Ende, es ist bald vorüber, bald aus, das ist gut. […] Danke, ich habe einmal Nachricht erhalten, meine Frau war einmal hier; ich wollte den Frieden.“
Edith Friedl (Linz)
Und fast zwei Jahrzehnte lang wurde in Oldenburg (Niedersachsen) die Namensgebung "Carl von Ossietzky Universität Oldenburg" von der CDU-Regierung Albrecht abgelehnt und damit regierungsamtlich untersagt.
Erstmals las ich 1973 in der "Weltbühne" (ja, es gab sie noch in der DDR) von dem unwürdigen Streit um den Namen des Nobelpreisträgers und Demokraten. Noch nicht ein mal ein Kommunist war er!
Und ich musste erst Bundesbürger werden, um 1991 die verdiente Ossietzky-Ehrung wenigstens an der Uni Oldenburg zu erleben.
Und das 1990 immer noch schmierige Winden der gegenwärtigen deutschen Justiz um seine rechtliche Rehabilitierung zeigte den dummen Bundesbürgern (wir Ossis eingeschlossen), dass C. v. Ossietzky auch partout nicht in die politische Landschaft der neuen, glücklich wiedervereinigten Bundesrepublik passte. Ossietzky wäre es wert, wenigstens von links her in Deutschland gewürdigt und in die Gegenwart geholt zu werden. Hiermit ist es versucht.
Reinhard Heinrich (Coswig)