Mittwoch, 23. Dezember 2020

„Ach, wenn man doch nur so viel Geld für Kran­ken­häuser ausgeben würde wie für Kriegs­ge­schäfte.“

Karel  Capek - Die Weiße Krankheit - 1937

„Die weiße Krank­heit“ macht Para­do­xien der Pandemie sichtbar: Während jede Erkran­kung indi­vi­duell ist, deutet die massen­hafte Infek­tion auf eine Kollek­ti­vität hin und betrifft schließ­lich die gesamte Gesell­schaft. "
 

"In Čapeks Stück kann die Pandemie von der Regie­rung in dem Moment nicht mehr herun­ter­ge­spielt werden, als sich die Macht­ver­treter infi­zieren. Nach der Erkran­kung eines Waffen­ma­gnaten treffen der Arzt Galén und der Diktator in einem Streit aufein­ander: Der eine spricht im Namen der Welt­ge­mein­schaft, der andere insze­niert sich als Spre­cher seiner Nation. Während die unver­söhn­li­chen Parteien Medizin und Politik verwech­seln, nimmt sich der infi­zierte Fabri­kant das Leben."

"Wo die Politik den Menschen zur Kate­gorie einer gesell­schaft­li­chen Ordnung macht, erin­nert die Krank­heit das Zoon poli­tikon an seine Leib­lich­keit. Bei Čapek erreicht die Span­nung ihren Höhe­punkt, als sich der Diktator selbst ansteckt – derje­nige, der sich davor furchtlos gezeigt und eine Gefahr für sich selbst ausge­schlossen hatte."

"„Die weiße Krank­heit“ ist eine scharf­sin­nige Parabel über eine mehr­fach gestörte Balance zwischen Indi­vi­dua­lität und Gemein­schaft­lich­keit sowie zwischen dem Körper und der sozialen und poli­ti­schen Ordnung. Im Laufe des Stücks werden Einzel­men­schen mit einer Pandemie im Lichte von sozialen, ökono­mi­schen, poli­ti­schen und emotio­nalen Zuge­hö­rig­keiten konfron­tiert. "

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