Samstag, 22. April 2017

Warum Trump nicht nur schlecht ist:

Wie Trump das Ende des Kapitalismus vielleicht nicht begreift, aber doch immerhin zu fühlen scheint

von Reinhard Heinrich

Klar. Niemand ist völlig unnütz. Er kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen. Aber Trump kann mehr.

Der US-Präsident Donald Trump hat eine Anordnung unterschrieben, die es ehemaligen Beamten der Regierung untersagt, Lobby-Arbeit für andere Staaten zu betreiben. Und zwar für den Rest ihres Lebens. Auch nach ihrem Ausscheiden aus der Politik. Außerdem sieht der Erlass eine fünfjährige Beschränkung für das allgemeine Lobbying gegenüber anderen Interessengruppen vor. Darüber berichtet Associated Press (Primärquelle).
(zur sekundären Quelle)
Der Redakteur eines in Dresden wohlbekannten Blattes meinte dazu:
Ein Lobbyverbot für Leute, die schon bei Amtsantritt alle MIlliardäre sind, ist ja auch kein Kunststück.

Ein Hauch marxistischer Bildung lässt dies jedoch in einem differenzierteren Lichte erscheinen:

Gerade die "Milliardäre" aber haben panische Angst, über Nacht zu verarmen - zum Millionär zum Beispiel. Das ist kein Witz. 
Mit dem seit Marx bekannten tendenziellen Fall der Profitrate bringen die (natürlich prinzipiell profitabel
Besorgte Anleger 1929 vor der New Yorker Börse
Foto: AP/Bundeszentrale für politische Bildung
angelegten
) Milliarden stetig weniger Profite. Das heißt, der nominale Wert ihrer (in Beteiligungen wie Aktien etc.) angelegten Milliarden verlieren auch in den Augen anderer Anleger an (geglaubten!) Gewinnerwartungswert - präzise ausgedrückt im Börsenkurs der Beteiligungen. Und wenn aus einem vermeintlich erfolgreichen Riesenkonzern ein Haufen Schulden wird - dann werden aus Milliarden über Nacht Millionen (ausschlachtbare Restsubstanz => Hedgefonds). Und der Kleinanleger verliert natürlich auch (eingebildeten) Wert - und damit real Verkaufswert seiner Beteiligung, da der Wert des Geldes bekanntlich eine reine Glaubenssache ist..


Bisher geschah das mehr oder weniger sporadisch. Ich erinnere mich an Aktienfonds der Dresdner Bank 1990 - DIT-Pazifik. Kleinanleger konnten hier (lt. Finanztest) aus 10.000 DM binnen zwei Jahren 8.000 DM machen. Kleinanleger waren nie systemrelevant - aber die Dresdner Bank existiert schon ein paar Jahre nicht mehr.

Heute stoßen weitaus mehr Anleger großer Vermögen mit ihrem Glauben an unendliches Wachstum an die Endlichkeit unseres Planeten und seiner notwendigerweise wirtschaftlichen Begrenztheit. Allerdings hat der Kapitalismus sie gelehrt, dass solche "Pannen" Einzelerscheinungen sind und es ja überwiegend die Anderen trifft. Ab wieviel Prozent an "anderen" Verlierern darf man von "Alle" sprechen? Der Versuch, größere Mengen Geldes als Kapital institutionell anzulegen, wird gegnwärtig mit Negativzinsen bestraft. Die Finanzinstitute wissen einfach nicht mehr, wo sie die Geldmengen gewinnbringend unterbringen sollen.

Ob Trump das begreift, weiß ich nicht. Ich unterstelle aber mal, dass er als Unternehmer schon auf dem schmalen Grat zwischen Milliardär und Pleitier dahin geschlittert ist. Er begreift es vielleicht nicht, aber sicherlich fühlt er, dass das "bewährte" System sich nicht mehr so sicher bewährt.

Und er hat erkannt, dass er was ändern muss. Ob das alles von Verständnis und Logik durchdrungen ist, steht auf einem anderen Blatt. Für mich aber ist er ein "gebranntes Kind" des kapitalistischen Systems, wobei sein Blick sicherlich nicht einmal bis zum Tellerrand reichen muss - geschweige denn darüber. Aber "seinen Teller" will er mit allen Mitteln sanieren.

Das wird nicht so richtig gelingen. 
  1. A) wegen des systematischen Fehlers, den er mutmaßlich weder subjektiv erkennen noch objektiv beheben kann und 
  2. B) wegen seiner Methode "Versuch und Irrtum".
Er wird nicht einmal den Richtern böse sein, die seine Dekrete als rechtswidrig erkennen. Hauptsache ist für ihn (wie bei Kohl), "was hinten raus kommt". Ein verzweifelter Unternehmer mit lebenslang trainierten unternehmerischen Reflexen. Gut fürs Geschäft. Brauchbar in der Politik nur, wenn die Politik zu einem verlotterten Geschäft verkommen ist. Was (nicht nur) in den USA der Fall zu sein scheint. Sonst hätten Seinesgleichen nicht auch in Frankreich und Deutschland zunehmend solchen Erfolg. 

Das politische Herumprobieren ist nur erfolgreich, wo systematische Analyse und wissenschaftlich fundierte Politik fehlen.

"DIE LINKE kann es schaffen" - hat Lothar Bisky mal gesagt. Bei seiner Buchvorstellung im Haus des Buches in Dresden. Katja Kipping saß mit im Publikum. Immerhin.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Kulturvolle Beiträge sind willkommen. Besonders, was die Streitkultur betrifft.